Abwehrmechanismen sind die Reaktion auf traumatische Erlebnisse während deiner Kindheit. 

Abwehrmechanismen sind veraltete Schutzstrategien

Jeder hat seinen eigenen Abwehrmechanismus, um den Schmerz von damals nicht noch einmal durchleben zu müssen. Es kann ein Abwehrmechanismus oder auch eine Kombination aus mehreren Abwehrmechanismen sein, die zum Schutz der eigenen Persönlichkeit entwickelt wurden.

Letztendlich sind es aber genau diese Abwehrmechanismen, die verhindern sich in zwischenmenschlichen Beziehungen fallen lassen zu können und anderen zu vertrauen. Sie machen im Erwachsenenleben nichts als Ärger.

Es entstehen Grenzen, ungesunde Verhaltensmuster und meist negativ behaftete Verallgemeinerungen und Glaubenssätze über das Leben, über dich selbst und über andere. Sie begleiten dich meist dein ganzes Leben und haben großen Einfluss auf dich und dein Verhalten.

Unbewusst suchst du immer wieder die Bestätigung, dass deine Glaubenssätze wahr sind und so erlebst du deinen immer wiederkehrenden Kreislauf deines Lebens. Negative Glaubenssätze beeinflussen deine Wahrnehmung, deine Entscheidungen, dein Gefühlsleben und deine Handlungen.

Die verschiedenen Abwehrmechanismen

Vermeidung

Typische Glaubenssätze: „Ich reiche nicht!“ „Ich bin dir ausgeliefert!“ „Ich bin wertlos!“ „Neuem und Veränderungen stehe ich überwiegend ablehnend gegenüber, bleibe bei dem, was ich kenne, und 
gehe keine Risiken ein.“ „Konfrontation ist nicht gut!“

Bestimmten Situationen oder Handlungen wird aus dem Weg gegangen. Damit vermeidest du bevorstehende Unannehmlichkeiten oder Bedrohungen für deinen Körper oder die Psyche. Du hast Angst vor Veränderung.

Vermeidung ist eine Reaktion auf innere oder äußere Hinweise, die eine Gefahr ankündigen könnten. Dies ist zwar einerseits schützend, jedoch werden andererseits neue Erfahrungen verhindert, was dein Leben erheblich einschränken kann.

Wenn du nicht gelernt hast, dich von den Eltern abzugrenzen, kann Angst vor Bindung entstehen. Dann fühlst du dich schnell durch die Nähe deines Partners bedrängt. Bei Angst vor emotionaler Nähe ist Kontaktvermeidung deine grundsätzliche Schutzstrategie. Es ist die Vermeidung von emotionalem Kontakt sowohl nach innen zu den eigenen Gefühlen als auch nach außen zu den anderen Menschen. Die Angst vor Schmerz ist zu groß.

Es stehen fünf Strategien zur Kontaktvermeidung zur Verfügung:

Die Projektion („Die anderen Menschen sind doof“), die Introjektion („Ich bin doof“), die Retroflektion („Ich fühle nichts“), die Deflektion („Ich muss mich ablenken“) und Konfluenz („Ich muss mich dir anpassen“).

Wenn du dich als Kind stark den Erwartungen deiner Eltern unterordnen musstest, dann lernst du nicht, dich angemessen zu behaupten und abzugrenzen. Stattdessen empfindest du Mitleid mit ihnen und fühlst dich schuldig und verantwortlich. Um möglichst rechtzeitig auf die Stimmungen und Wünsche deiner Eltern reagieren zu können, trainierst du deine Antennen auszufahren. So entwickelst du ein Gespür für die Befindlichkeiten anderer, aber verlierst den Kontakt zu dir und deinen eigenen Bedürfnissen. Ein derartiges Umfeld ist ein gutes Trainingslager für Hochsensibilität.

Flucht in die Sucht

Typische Glaubenssätze: „Ich reiche nicht!“ „Ich bin dir ausgeliefert!“ „Am besten ist es, Gefühle und die Bedürfnisse nach Liebe und Schmerz wegzuschieben, es gibt so viele 
Möglichkeiten sich abzulenken!“

Ein Spezialfall der Vermeidung ist die Flucht in die Sucht. Alkohol, Nikotin, Drogen oder Süßigkeiten sollen das verletzte innere Kind ruhig stellen und die mit ihm entstehenden Gefühle von innerer Leere und Einsamkeit. Um all das nicht wahrnehmen zu müssen ist jede Ablenkung willkommen. Ob nun exzessives shoppen, arbeiten, Internetnutzung oder Sport. So vieles kann suchtartig betrieben werden und somit der Ablenkung dienen. Alles, um bloß nicht nach innen schauen zu müssen. Die Angst vor dem, was dort schlummern könnte ist zu groß. 

Sucht ist immer die Suche im Außen. Doch dort wirst du nicht finden, wonach du dich sehnst und was du so dringend brauchst. Kein Statussymbol, keine Droge, kein Partner kann dich glücklich machen. Alles was du suchst, bist du selbst.

Auch wenn man in der Technoszene nicht von Sucht spricht, da man es aus purem Spaß macht und jederzeit aufhören könnte, richtet sich dieser Abschnitt genauso auch an Konsumenten von Ecstasy & Co. Es ist der klägliche Versuch die Kindheit nachzuholen, sich zu spüren, Urlaub von den Gedanken zu bekommen, Emotionen zulassen zu können, Kontakt zu sich und anderen zu bekommen. Feiern ist definitiv ein Symptom.

Die Sucht im Außen zeigt sehr deutlich die Sucht im Inneren, die emotionale Abhängigkeit. Verlustangst, Selbstaufgabe, Kontrolle und Loslassen sind Themen von Konsumenten. Ausgelöst wird all das durch die SehnSUCHT nach Liebe der Eltern. Diese SehnSUCHT ist es, die einen schon früh zu Abhängigen macht. Statt Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen, musstest du zu früh erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. 

Leugnung und Verdrängung

Typische Glaubenssätze: „Ich reiche nicht!“ „Ich bin dir ausgeliefert!“

Bei der Verdrängung verleugnest du so gründlich, dass du das Verleugnete kaum noch bewusst wahrnehmen kannst. Bei der Verleugnung wird alles, was nicht in dein Weltbild passt, kurzerhand ignoriert. Wütend verteidigst du den eigenen Standpunkt bis aufs Blut und verbannst die Menschen aus deinem Leben, die dich nicht so spiegeln, wie du es gern hättest. Das eigene Kartenhaus darf auf keinen Fall einstürzen.

Es werden bestimmte Aspekte der Realität, die für andere offensichtlich sind, nicht anerkannt. So kann es beispielsweise vorkommen, dass du die Seitensprünge deines Partners nicht wahrnimmst, obwohl es für Außenstehende unübersehbar erscheint. Das Ignorieren beziehungsweise Leugnen von häuslicher Gewalt, Anzeichen einer Krankheit oder diversen Formen der Essstörung sind typische Beispiele. Es werden also die Realitäten verdrängt, die unangenehme Gefühle wie Angst, Trauer oder Hilflosigkeit auslösen. Dies ist auch der Grund, warum sich Menschen mit einer traurigen Kindheit an diese zumeist nur lückenhaft erinnern, während Menschen, die eine sehr schöne Kindheit hatten, sich diese sehr gut ins Gedächtnis rufen können.

Im Grunde ist die Verdrängung die „Mutter aller Abwehrmechanismen“, da letztendlich der gesamte Selbstschutz auf Verdrängung aufbaut. Alle weiteren Schutzmechanismen, wie beispielsweise Macht- und Perfektionsstreben, das Helfersyndrom oder Suchtverhalten dienen der Verdrängung.

Wenn du jedoch verdrängst, kannst du deine Vergangenheit nicht bearbeiten. So können Perfektionsstreben und Sucht irgendwann zur totalen Erschöpfung bis hin zum Burn-Out führen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Verdrängtes findet aber immer den Weg an die Oberfläche. Sei es durch deine Träume, Misserfolg, permanente Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen, negative und blockierende Emotionen bis hin zu körperlichen Beschwerden. Dein verletztes inneres Kind möchte geheilt werden und tut alles, um deine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Projektion

Typische Glaubenssätze: „Meine Mitmenschen sind die Ursache für meine Gefühle!“ „Andere haben es immer leichter!“ „Ich bin ein Opfer der Umstände!“ „Das Leben ist so ungerecht!“ „Die Anderen sind meistens Schuld!“

Eine weitere universelle Schutzstrategie ist die Projektion. Es bedeutet, dass du andere Menschen durch die Brille deiner eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahrnimmst und so den Konflikt verhinderst, den du eigentlich mit dir selbst hättest. Deine eigenen Wünsche, Impulse, Gedanken und Gefühle werden dabei anderen unterstellt. Oftmals passiert es auch, dass du die Erfahrungen, die du mit deiner Mutter oder deinem Vater gemacht hast auf deinen Partner projiziert. Wenn die Mutter zum Beispiel sehr kontrollierend war, kann es passieren, dass du dich sehr schnell vom Partner kontrolliert fühlst.

Die eigenen verdrängten Anteile, die du als schlecht oder böse bewertest und deshalb bei dir nicht zulassen kannst, findest du dann nicht mehr bei dir selbst, sondern schiebst sie anderen in die Schuhe. Dort werden sie für dich überdeutlich und als störend wahrgenommen und bekämpft.

Zur Projektion eigener Anteile gehört zusätzlich, dass du emotional gereizt auf dieses Thema reagierst und ihnen scheinbar überall begegnest. Doch du bist überzeugt, von dieser Eigenschaft nichts zu haben. Weder denkst, noch fühlst du so. Das Thema ist bei „den anderen“ gut aufgehoben und es belastet dich nicht weiter, außer, wenn du durch diese damit konfrontiert wirst. Dann bist du verärgert und gereizt. Verräterisch ist also der unangemessene Ärger über Themen, auf die andere gelassener reagieren.

Verdrängung und Projektion

Die Verdrängung und die Projektion haben starken Einfluss auf deine Wahrnehmung und somit auch auf dein Denken, Fühlen und Handeln. Auf der Wahrnehmung baut alles auf, sie ist quasi mit deinem Bewusstsein gleichzusetzen. Daher ist eine Wahrnehmungsverzerrung in dem Moment, wo sie stattfindet, für dich selbst nicht zu erkennen. Du steckst in deiner eigenen Realität und kannst nur im Nachhinein durch Reflexion feststellen, dass du in einem „falschen Film“ gefangen warst.

In welchem Ausmaß Menschen Selbstreflexion betreiben ist sehr unterschiedlich. Einige sind ständig um Weiterentwicklung bemüht, andere hingegen kaum oder gar nicht. Drückst du dich vor Selbsterkenntnis, hast du große Angst davor, mit deinem verletzten inneren Kind in Kontakt zu kommen. Wenn du dein verletztes inneres Kind ignorierst, bist du in alten lebensfeindlichen Strukturen gefangen und ein Weitergehen in schönere Gefilde ist kaum möglich.

Verschiebung und Phobien

Typische Glaubenssätze: „Ich reiche nicht!“ „Ich bin dir ausgeliefert!“ „Ich bin wertlos!“ „Neuem und Veränderungen stehe ich überwiegend ablehnend gegenüber, bleibe bei dem, was ich kenne, und 
gehe keine Risiken ein.“ „Konfrontation ist nicht gut!“

Verschiebung ist ein weiteres Werkzeug des Bewusstseins. Konflikthaft erlebte Gefühle, Impulse oder Aggressionen gegenüber einer bestimmten Person, gegen die du dich nicht „traust“ entsprechend aufzutreten, verschiebst du auf andere Personen oder auch Gegenstände.

So werden zum Beispiel Aggressionen, die durch die Strenge des Vaters entstanden sind, vom Kind an kleinere Geschwistern ausgelassen. Oder der Angestellte, der sich durch seinen Chef ungerecht behandelt fühlt, gibt den Stress an seine Praktikanten weiter.

Meist dient sie dazu, zwiespältig erlebte Beziehungen zu sichern. Gefühle, Impulse und Phantasien, die die Beziehung gefährden könnten, werden nicht mehr der Beziehung zugeordnet, sondern auf ungefährliche Bereiche verschoben. Verschiebung führt häufig zur Entstehung von Phobien.

  • Eine Spinnenphobie verschlüsselt oft Ängste und Aggressionen, die sich auf Bezugspersonen beziehen, von denen man sich vereinnahmt und gefesselt fühlt.
  • Bei der Höhenangst kannst du dich fragen, ob du dich fürchtest, mit einer Bezugsperson um Rang und Position zu konkurrieren.
  • Leidest du unter Klaustrophobie, fühlst du dich womöglich von Personen beengt, auf deren Schutz du nicht verzichten möchtest.

Perfektionismus

Typische Glaubenssätze: „Ich reiche nicht!“ „Ich bin nicht gut genug!“ „Ich bin nicht schön genug!“ „Ich bin nicht klug genug!“

Bei anderen Schutzstrategien, die sich eher auf die Ebene des Verhaltens und Handelns beziehen, ist es viel leichter diese zu erkennen und entsprechend ist es auch leichter etwas zu verändern.

Perfektionsstreben, Schönheitswahn und die Sucht nach Anerkennung sind solche Abwehrmechanismen und betrifft dich, wenn du in deinem Selbstwert verunsichert bist. Es ist die Angst nicht zu genügen und nicht gut genug zu sein. Du fühlst dich vielleicht als Versager, nicht schön oder schlank genug. 

Um keine Angriffsfläche zu bieten und der Bewertung durch andere standzuhalten, strebst du nach Perfektion. Dabei merkst du nicht, dass du nur deinen eigenen Erwartungen nicht genügen kannst und permanent deinen eigenen Ansprüchen hinterher rennst. Die eigenen Erfolge kannst du selbst nicht anerkennen. Die Suche nach Anerkennung im Außen ist sehr energieraubend und hat nie ein Ende. Du bist nie zufrieden bis du endlich nach innen schaust und dein verletztes inneres Kind anerkennst und heilst.

Harmoniestreben und Überanpassung

Typische Glaubenssätze: „Ich genüge nicht!“ „Ich muss brav sein!“ „Ich bin unterlegen!“ „Ich darf mich nicht wehren!“

Harmoniestreben und Überanpassung ist ebenfalls eine häufig angewendete Überlebensstrategie. Deine eigenen Bedürfnisse spürst du schon lange nicht mehr, weil du sie schon so lange unterdrückst. Es fällt dir meist schwer, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Das verletzte innere Kind wird übergangen. Die Hilfe, die du eigentlich bräuchtest, bietest du lieber anderen an. Du bist aggressionsgehemmt und reagierst auf persönliche Grenzverletzungen eher mit Trauer als mit Wut. Als Harmoniesüchtiger hast du große Angst anzuecken, bist deswegen konfliktscheu, sagst häufig nicht was du denkst und unterwirfst dich freiwillig den anderen.

Helfersyndrom

Typische Glaubenssätze: „Ich bin wertlos!“ „Ich genüge nicht!“ „Ich muss dir helfen, um geliebt zu werden!“ „Ich bin unterlegen!“ „Ich bin von dir abhängig!“ „Ob ich glücklich bin, hängt weitgehend von anderen ab!“ „Mich selbst glücklich zu machen ist egoistisch und daher falsch.“

Beim Helfersyndrom soll das verletzte innere Kind ruhig gestellt werden, indem du anderen Menschen deine Hilfe anbietest. Du kümmerst dich aufopferungsvoll im Außen, obwohl du nach innen schauen und erst einmal dir selbst helfen solltest. Meist suchst du dir „Hilfsprojekte“, die aussichtslos sind. Oftmals handelt es sich dabei um den eigenen Partner, der entweder psychische Probleme hat, suchtkrank ist, ein Pflegefall ist oder finanziell kurz vor dem Abgrund steht. 

Die Annahme als Helfender lautet sinngemäß „Du brauchst mich, also bleibst du bei mir!“. Du kämpfst bis zur Verausgabung und möchtest nicht wahrhaben, dass du nur wenig Einfluss auf dein „Zielobjekt“ hast. Denn wenn dieses keine eigene Verantwortung übernimmt und selbst nichts an der eigenen Situation ändern möchte, dann kämpfst du auf verlorenem Posten und merkst selbst nicht, dass sich die Situation der Abhängigkeit verkehrt hat.

Du kannst weder helfen, noch kannst du dich vom Partner lösen. Und das, obwohl du meist nicht gut von deinem Partner behandelt wirst. Häufig hast du mir Schuldgefühlen und Minderwertigkeit zu kämpfen. Auch Angst vor Liebesentzug und Verlust kann dein Thema sein.

Wenn du permanent anderen hilfst, hast du gut gelernt Verantwortung für andere zu übernehmen und fühlt sich mit dieser Aufgabe wohl und sicher. Was dir fehlt ist Eigenverantwortung. Die Fähigkeit für dich selbst zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen.

Du denkst, du tust Gutes, aber an erster Stelle müsstest du erst einmal ausreichend für dich selbst sorgen, um für andere da sein zu können. Selbstliebe hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist die Grundlage für eine gesunde Beziehung zu sich und zu anderen.

Erkennst du dich in diesem Abschnitt wieder, dann ist der Abschnitt "Flucht in die Sucht" sicherlich auch sehr interessant für dich, denn das Helfen nimmt häufig suchtähnlichen Charakter an.

Machtstreben

Typische Glaubenssätze : „Ich bin dir ausgeliefert!“ „Ich bin ohnmächtig!“ „Ich kann mich nicht wehren!“ „Ich genüge nicht!“ „Ich darf keine Fehler machen!“ „Ich darf niemandem vertrauen!“ „Ich komme zu kurz!“ „Ich muss alles unter Kontrolle haben!“

Machtstreben ist bei Menschen zu finden die sich der Übermacht ihrer Eltern häufig ausgeliefert fühlten und als Kind zu kurz kamen. Als Erwachsener hast du dann Angst in Situationen zu geraten, wo du angegriffen oder vernichtet werden könntest. Daher möchtest du im zwischenmenschlichen Kontakt immer die Oberhand behalten. Hierbei ist zwischen aktivem und passivem Widerstand als Strategie zu wählen.

Um Widerstand zu leisten, benötigst du ein gewisses Maß an Aggression. Auch hier gibt es aktive und passive Aggression. Passive Aggression bedeutet, dass du genau das nicht tust, was von dir erwartet beziehungsweise gewünscht wird. Du hast es dann einfach „vergessen“ oder tust es quälend langsam. Du lässt andere gern auflaufen. Du fügst deinem Gegenüber damit jene Ohnmachtsgefühle zu, die du bei dir selbst unbedingt vermeiden möchtest.

Machtstreben ist ein Teilaspekt des Narzissmus. Dahinter verbergen sich Unsicherheit, Minderwertigkeit und mangelndes Vertrauen.

Kontrollstreben

Typische Glaubenssätze: „Ich muss alles im Griff haben!“ „Ich bin dir ausgeliefert!“ „Ich verliere mich!“ „Ich kann dir nicht vertrauen!“ „Ich genüge nicht! Ich bin nichts wert!“

Eine Variante des Machtstrebens ist ein überhöhtes Kontrollstreben. Kontrolle dient genau wie Macht dem Sicherheitsbedürfnis. Aus dem Gefühl der Unsicherheit heraus musst du ein gewisses Maß an Kontrolle über dich selbst und über die Umgebung ausüben. Du hast ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis und handelst aus der Angst vor Chaos und Selbstverlust heraus.

Flugangst, Putzzwang, Eifersuchtswahn, Grübelzwang und striktes Einhalten von Regeln sind Indizien für Angst vor Kontrollverlust. Wahrscheinlich neigst du dazu, dich zu verausgaben und hast Probleme Aufgaben zu delegieren. So wenig du dir selbst vertraust, so schwer fällt es dir, anderen zu vertrauen.

Kontrollstreben kostet unglaublich viel Energie. Du kannst dich nur schwer auf Personen einlassen und hast Probleme dich fallenzulassen. Nicht selten werden Drogen genutzt, um die Kontrolle doch mal für einen Moment loszulassen.

Infantilität

Typische Glaubenssätze: „Ich bin schwach!“ „Ich bin abhängig!“ „Ich muss mich anpassen!“ „Ich darf dich nicht enttäuschen!“ „Ich schaffe es nicht alleine!“ „Ich darf nicht verlassen!“ „Andere sind für meine Gefühle verantwortlich und ich bin für ihre Gefühle verantwortlich!“

Ich bleibe Kind. Hierbei ist die Strategie sich von anderen durch das Leben führen zu lassen. Du möchtest nicht erwachsen werden, sondern Kind bleiben. Damit gibst du die Verantwortung an andere ab. Du übernimmst die Vorstellungen deiner Eltern und hältst dich selbst klein und abhängig. Du redest dir die Dinge schön, um nicht handeln zu müssen.

Infantilität tritt häufig in Verbindung mit Narzissmus auf.

Narzissmus

Typische innere Glaubenssätze: „Ich bin wertlos!“ „Ich bin ein Niemand!“ „Ich bin ein Versager!“ „Ich darf nicht fühlen!“ „Ich muss es allein schaffen!“

Die Demonstration der eigenen Größe und Unfehlbarkeit dient dem Selbstschutz und wurde unbewusst entwickelt, um das verletzte innere Kind nicht zu spüren, um gar nicht fühlen zu müssen.

Menschen, die eine narzisstische Persönlichkeit entwickeln, haben früh gelernt, das verletzte innere Kind, welches sich wertlos und zutiefst unsicher fühlt, zu verdrängen. Dies tun sie, indem sie sich ein ideales zweites Selbst zulegen. Der Narzisst tut alles, um sich aus dem Durchschnitt herauszuheben. Er strengt sich unheimlich an, etwas Besonderes zu sein, weil das verletzte innere Kind tief verborgen im Inneren genau das Gegenteil empfindet.

Um dieses Kind in Schach zu halten, streben sie nach außerordentlichen Leistungen, Macht, Schönheit, Erfolg und Anerkennung. Sie haben ein Gespür für die Schwächen ihres Gegenübers, die sie gern in ätzender Kritik verbalisieren, um sich selbst aufzuwerten. Das Gefühl der tiefen Verunsicherung und Minderwertigkeit, welches sie selbst nicht spüren wollen, lösen sie so bei anderen aus. Genauso gut wie der Narzisst abwerten kann, kann er auch idealisieren. In diesem Fall gibt er mit dem tollen Partner, den perfekten Kindern und den einflussreichen Freunden an. Er idealisiert schnell neue Bekanntschaften, lässt sie aber genauso schnell wieder fallen. Meist führen sie eine Partnerschaft mit einem anderen Narzissten. In dieser Konstellation ist die Beziehung eine Achterbahnfahrt der Gefühle, keiner gibt nach, Machtkämpfe sind an der Tagesordnung. Oder aber er sucht sich einen Partner der sich minderwertig und abhängig fühlt und die Verbalattacken des Narzissten ohne Gegenwehr über sich ergehen lässt und stets bemüht ist dessen Erwartungen zu erfüllen. Es geht dem Narzissten vor allem darum, durch den Partner aufgewertet zu werden.

Als Kollege oder Vorgesetzter ist der Narzisst oftmals unbeliebt auf Grund von ausgesprochenem Machtstreben und extremem Ehrgeiz. Was den Umgang zusätzlich erschwert, ist die hohe Kränkbarkeit. Es ist schwer nachvollziehbar, aus welch harmlosen Anlässen narzisstische Menschen sich gekränkt fühlen können, zumal sie durch ihre scheinbare Selbstsicherheit nicht den Eindruck eines "Sensibelchens" machen. Gerade diese Menschen können in starke depressive Zustände abstürzen, suchen sich jedoch keine Hilfe.

Lügen und Rollenspiele

Typische innere Glaubenssätze: „Ich bin wertlos!“ „Ich bin ein Niemand!“ „Ich reiche nicht!“ „Konfrontation ist nicht gut.“

Lügen und Rollenspiele als Selbstschutz. Man kann nicht immer und überall authentisch sein, denn man muss sich an gewisse gesellschaftliche Normen und Regeln halten. Wenn du schlechten Kontakt zu deinen Gefühlen hast, bist du regelrecht gezwungen, eine Rolle zu spielen und dich hinter einer Maske zu verstecken.

Du möchtest der Welt nur deine starke und fröhliche Seite präsentieren. Vielleicht traust du dich nicht vor die Tür, wenn du mal einen schlechten Tag hast. Deine Angst abgelehnt zu werden und dich den Angriffen deiner Mitmenschen auszuliefern ist sehr groß. Nicht einmal bei deinem eigenen Partner traust du dich authentisch zu sein. Du möchtest deinem Partner möglichst nur dein „vorzeigbares Ich“ präsentieren. Du glaubst, mit deinen Wünschen und Bedürfnissen die Beziehung zu belasten. Dadurch entwickelst du auf Dauer das Gefühl in deiner Beziehung chronisch zu kurz zu kommen. Frust staut sich an und oftmals ist Rückzug aus dem Kontakt der einzige Ausweg; verwundert bleibt der Andere zurück.

Abwehrmechanismen sind deine Blockaden

Als Kind mögen diese Mechanismen sinnvoll gewesen sein. Sie haben treu und zuverlässig über lange Jahre das getan, womit sie einst beauftragt wurden - vor erneuten Verletzungen zu schützen. Jedoch halten sie dich als Erwachsenen von einem selbstbestimmten und zufriedenen Leben mit gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen ab.

Allein lassen sich diese Blockaden nicht oder nur oberflächlich lösen. Auch die Arbeit mit dem Verstand reicht nicht, um die Ursache der negativen Glaubenssätze zu lösen.

Die Flowering Tree Methode arbeitet direkt mit dem Gefühl und packt das Übel bei der Wurzel. Mit ihr kannst du überflüssig gewordene Schutzstrategien für immer loswerden, ohne noch einmal mit dem Schmerz von damals konfrontiert zu werden.