Deine Geburt – Dein Urtrauma
Trennungsangst, Verlustangst, Angst vor Veränderung
In diesem Artikel möchte ich dir dein erstes Trauma vorstellen – deine eigene Geburt! Ja, du hast richtig gelesen, ich behaupte, deine Geburt ist dein Urtrauma, womit jeder per se traumatisiert ist. Damit du dies besser nachvollziehen kannst, möchte ich meinen Artikel mit einer Metapher beginnen:
Zeichnen wir deine Geburt doch einmal nach
Stell dir bitte folgendes Szenario vor: Du verbringst einen wundervollen Abend im Kreise deiner Liebsten. Ihr sitzt am gedeckten Tisch, genießt köstliches Essen bei Kerzenschein, vielleicht von einem herrlichen Wein begleitet. Du bist in Gespräche vertieft, du fühlst dich geborgen und rundherum wohl. Alles ist so vertraut, doch plötzlich tut sich unter dir der Boden auf und du stürzt hinab in die Tiefe. Du landest verängstigt und orientierungslos im unbekannten, kühlen Nass. Es ist dunkel, du erkennst nichts, weißt nicht wo du bist und dein Gefühl für Raum und Zeit hat dich verlassen. Während du tauchst bemerkst du zwar, dass du nicht ertrinkst, jedoch weißt du nicht, was dich erwartet und was all das zu bedeuten hat. Von jetzt auf gleich hat sich dein Leben, wie du es bisher kanntest, von Grund auf geändert. Klingt nach einem Schreckensszenario, einer totalen emotionalen Überforderung, nicht wahr? Also ist es ein traumatisches Erlebnis und nichts anderes ist deine eigene Geburt gewesen!
Widmen wir uns als nächstes einem Begriff, der häufig fehlinterpretiert wird.
Trauma – das große Missverständnis
Mir liegt es sehr am Herzen, den Begriff „Trauma“ (aus dem Griechischen übersetzt „Wunde“) noch einmal genauer zu erklären. Denn wann immer ich nach meinem Beruf gefragt werde und erkläre, dass ich als Emotionscoach Kindheitstraumata auflöse, ist die häufigste, aber für mich auch seltsamste Reaktion: „Trauma? Hab ich nicht! Meine Kindheit war super!“. Reflexartig wird die Hand schützend über die eigene Kindheit und vor allem, über die eigenen Eltern gelegt. Aber Traumen müssen nicht zwangsläufig etwas mit den Eltern zu tun haben. Diese können völlig unabhängig vom Elternhaus erlebt werden.
Trauma ist die Erfahrung emotionaler Überbelastung, die dich für einen kurzen Augenblick lähmt. Dieser Schreckmoment wird als traumatisches Erlebnis, als ein Gefühl der Angst in deinem Unterbewusstsein abgespeichert. Im Laufe deines Lebens, welches schon im Mutterleib beginnt, erleidest du einige solcher seelischen Wunden. Niemand kann davor bewahrt werden, es gehört zum Mensch sein dazu. Wichtig ist nur, dass du dich nicht verschließt und verdrängst, sondern im Laufe deines Lebens einen Weg findest, diese Verletzungen zu heilen. Nur so kannst du ein unbeschwerteres und zufriedenes Leben führen.
Schenkst du diesen seelischen Wunden, deinem sogenannten verletzten inneren Kind, kein Gehör, resultieren daraus Beziehungsprobleme, Süchte, ungesunde Gewohnheiten, Unsicherheiten und Ängste – bis hin zu körperlichen Krankheiten. Deine Seele braucht genauso Pflege wie dein Körper!
Deine sensibelste Zeit
Schauen wir uns deinen Lebensanfang mal genauer an, denn er ist deine sensibelste Zeit. Dank der Hirn- und Säuglingsforschung wissen wir heute, dass jedes Kind schon weit vor der Geburt ein voll erlebendes, empfindsames und fühlendes Menschenwesen ist. Schon während du im Mutterleib heranwächst, werden grundlegende Körpergefühle, deine Emotionen, dein Denken und Handeln maßgeblich geprägt: Zum Beispiel dein Ausdauervermögen, wie du schwierige Situationen meisterst, wie du Druck und Stress erlebst und damit umgehst und natürlich auch deine Beziehungsmuster. Auch wenn du dich nicht erinnerst, es sind im Unterbewusstsein abgespeicherte Erlebnisse, die einen starken Einfluss auf dich und dein Leben haben.
Mittlerweile weiß man so viel mehr über die Wahrnehmung eines Fetus während der Schwangerschaft, der Geburt, und was unmittelbar nach ihr zu beachten ist. Als werdende Eltern hat man heutzutage die Möglichkeit im Internet, oder in unzähligen Ratgebern Informationen einzuholen. Dies war zu deiner oder meiner Geburt noch nicht so. Demnach ist Unwissenheit und Unbewusstheit als Ursache für die meisten Traumen zu nennen.
Die Mutter-Kind-Bindung
Durch die Mutter-Kind-Kommunikation während der Schwangerschaft baut sich schon vor der Geburt eine innige Bindung zwischen Mutter und Fetus auf, das Bonding. Im Gegensatz zu früher, wissen wir heute, dass alles, was die Mutter denkt und fühlt, das Ungeborene in vollem Umfang miterlebt, sowohl das Positive, als auch das Negative. Falls die werdende Mutter Lärm ausgesetzt ist, oder raucht, schlägt das Herz des Ungeborenen schneller und es ist gestresst. Mutter und Fetus stehen in ständigem Dialog zueinander. Wenn Schwangere großem Stress ausgesetzt und ängstlich sind, oder sogar unter Depressionen leiden, bekommt der Fetus dies unweigerlich mit und wird in kurzer Zeit auch traurig.
Alles was deiner Mutter während ihrer Schwangerschaft widerfuhr, wirkte sich auf dich und deine Entwicklung aus. Du hast gespürt, ob du willkommen bist, oder nicht.
Mutterleib vs Kreißsaal
Im Laufe der Schwangerschaft schwebst du in völliger Schwerelosigkeit unter dem beruhigend schlagenden Herzen deiner Mutter. Du bewegst dich mühelos und schlägst deine Purzelbäume. Bei 37 Grad und von Wasser und Dunkelheit umhüllt, fühlst du dich sicher und geborgen. Doch mit deiner Geburt verändert sich alles. Nichts wird so sein, wie es bisher war: Es erwartet dich ein Temperatursturz von ungefähr 15 Grad, es ist hell und statt Wasser umgibt dich plötzlich Luft, ein dir völlig fremdes Element. Du erschrickst, holst reflexartig tief Luft und im darauffolgenden Ausatmen schreist du lauthals los. So beginnt unerwartet ein Leben außerhalb deiner Mutter.
Geburt wird nicht umsonst auch als Urtrauma bezeichnet. Sie ist für dich, wie für jeden anderen Menschen, nicht nur ein Neubeginn, sondern auch ein Erlebnis von Verlust. Es ist die Trennung sowohl von deiner Mutter, als auch von der so vertrauten Umgebung im Mutterleib.
Umso wichtiger ist es für dich, unmittelbar nach der Geburt zu deiner Mutter zu dürfen. Ihr sondert beide noch etwa zwei Stunden nach der Geburt Hormone ab, die für eure Bindung im neuen Lebensabschnitt essentiell sind. In ihren Armen kannst du die neue Umgebung auf dich wirken lassen und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit wiedererlangen.
Früher hat man aus Unwissenheit noch nicht so viel Rücksicht auf die Bedürfnisse der Neugeborenen nehmen können. Sie wurden im Anschluss an die Geburt erst einmal routinemäßig untersucht, gewogen, gemessen und gebadet, bevor sie der Mutter übergeben wurden. Gefühle von Angst und Unsicherheit sind so noch verstärkt worden.
Symptome und Folgen deines Urtraumas
Neben dem Tod ist die Geburt, die größte Umwälzung und Veränderung in deinem Leben. Du bist schutzlos einer dir absolut neuen und unbekannten Umgebung ausgeliefert. Dein bewusstes Gedächtnis beginnt zwar meist erst ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr, doch die Erinnerung an die Zeit im Mutterleib, an deine Geburt und deine ersten beiden Lebensjahre werden im Unterbewusstsein und im Körper gespeichert. Du solltest dich also nicht mit Dingen im außen ablenken, sondern nach innen schauen und versuchen mehr Bewusstsein zu erlangen. Beginne dich für deine Symptome zu öffnen, sie wollen dir nicht schaden, es ist die einzige Möglichkeit deines verletzten inneren Kindes sich bemerkbar zu machen. Rennst du davor weg, ist dein Leben eine einzige Flucht vor dir selbst.
Die Symptome eines Urtraumas werden als Urängste bezeichnet. Dazu zählen Verlustangst, Trennungsangst, Angst vor Veränderung und Angst vor dem Unbekannten. Je nach Ausprägung und Grad der Verdrängung haben diese Gefühle unterschiedlichsten Einfluss auf deine Persönlichkeit und spätere Verhaltensmuster.
Folgende Symptome sind ebenfalls auf frühkindliche Traumen zurückzuführen: Definitiv alle ungesunden Lebensweisen. Sie sind ein Indiz für mangelnden Selbstwert und Unbewusstheit – also Verdrängung. Minderwertigkeit, Gefühle von Scham und Schuld, aber auch mangelndes Vertrauen in sich und andere sind sichere Anzeichen für Traumen. Die Angst vor Ablehnung und Nähe, davor nicht gut oder liebenswert genug zu sein zermürben zusammen mit der Urangst vor Verlust jede Form zwischenmenschlicher Beziehungen. Sie allein sind verantwortlich für Streit und Stress. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Haut- und Magenprobleme sind erste Anzeichen dafür, dass Ängste und Unsicherheiten zu stark verdrängt werden.
Alles was dich hemmt, ob auf emotionaler, oder körperlicher Ebene ist ein Zeichen von Dysbalance und hat seinen Ursprung in deiner frühen Kindheit.
Warum dieser Artikel, oder einfach nur Fazit
Mit diesem Artikel möchte ich dir die Augen dahingehend öffnen, dass jeder, wirklich ausnahmslos jeder, mehrere frühkindliche Traumen durchlebt hat, auch du! Angefangen bei dem Urtrauma – deiner Geburt. Diese legt den Grundstein für deine Urängste. Spürst du diese Ängste nicht, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass du sie aus Scham verdrängst und somit keinen optimalen Zugang zu deinen Emotionen hast. Da du dir nicht aussuchen kannst, welche Emotion du verdrängst, bleibt dir keine andere Wahl, du musst automatisch einen Anteil aller Emotionen wegdrücken. Je mehr du in dein Unterbewusstsein abzuschieben hast, desto kühler deine Wesensart.
Von der Natur ist es sicherlich nicht vorgesehen, Traumen zu verdrängen, du solltest hinschauen und lernen! Und wenn du sie lösen lässt, bieten sie dir Facettenreichtum. Die Natur ist regenerativ, da du ein Teil von ihr bist, frage ich dich: Warum solltest du es nicht auch sein? Die Angst und dein Verstand nehmen dir vielleicht diesen Glauben, aber lasse den Gedanken doch einfach mal zu. Die Flowering Tree Methode beruht auf der alten indianischen Legende des blühenden Baumes. Sie besagt, dass der Mensch alles zur Heilung in sich trägt und diese Erfahrung mache ich täglich mit meinen Klienten. Blockaden und Ängste lassen sich nachhaltig und vor allem schonend löschen. Dabei musst du nicht noch einmal durch den verdrängten Schmerz, sondern wirst vor dem Trauma abgeholt und ich leite dich sanft daran vorbei.
Ich kann dir versprechen, je weniger Traumen du in dir trägst, desto mehr Energie hast du zur Verfügung, um dein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Du fühlst dich nicht mehr wie eine Marionette, stattdessen eröffnet sich dir ein sehr viel größerer Handlungsspielraum. Du erkennst, welche Chancen sich dir bieten und hast keine Angst diese zu ergreifen.
Ich weiß wovon ich spreche, denn ich kenne das „Vorher“, das Leben mit den Traumen und dank der Flowering Tree Methode seit einigen Jahren das „Nachher“, mein Leben ohne Traumen. Der Unterschied ist gravierend! Ich möchte beides nicht missen, denn ohne die Traumen, wüsste ich nicht, wie gut es mir nun geht und ich wäre nicht die, die ich heute bin!
Falls du Fragen hast, melde dich bei mir.
Anja