Schamgefühl

SCHAMGEFÜHL

Es ist destruktiv und besonders energieraubend

Das Wort „Scham“ bedeutet von seinen sprachlichen Wurzeln her „zudecken, verschleiern, verbergen“. Es ist die Angst, nicht gut genug zu sein. Sie verengt deine Wahrnehmung. Du konzentrierst dich so auf deine Unzulänglichkeiten, bis du dich gar nicht mehr im Ganzen wahrnehmen kannst und dich hinter einer Fassade verstecken musst. Du tust alles, um nicht entdeckt zu werden.

Scham ist das tief sitzende Gefühl, welches hinter deiner Minderwertigkeit steckt und dich immer wieder spüren lässt „Ich bin nicht ok“.

Gesunde Scham und krankhafte Scham

Gesunde Scham ist soziales Verhalten, gepaart mit der Fähigkeit, sich selbst abzugrenzen und die Grenzen anderer anzuerkennen und zu respektieren. Wenn du dich schämst, weil du dich als Person schlecht und falsch fühlst, dann geht es um krankhafte und dich selbst blockierende Scham. Meist begleitet sie dich überall mit hin und verhindert, dass du du selbst sein kannst. Vielleicht beginnst du sogar Situationen zu meiden, weil du fürchtest dich zu blamieren. Du fühlst dich meist nicht wohl in deiner Haut und bist unsicher. Nach außen gibst du vor, dass es dir egal ist, was andere von dir denken, aber das Gegenteil ist der Fall. Du hast Angst vor Bewertung und vor Ablehnung, denn du nimmst an, nicht gut genug zu sein.

„Im weiteren Verlauf soll es um krankhafte Scham gehen.“

Selbstbild vs. Fremdbild

Du hältst dich selbst für nicht liebenswert und nicht ausreichend. Dadurch ist dir sehr wichtig, was andere über dich denken. Häufig verbiegst du dich, um zu gefallen.
Scham ist das Gefühl, welches entsteht, wenn zwischen deinem Selbstbild und dem, wer du vorgibst zu sein, eine Lücke klafft. Wenn du in eine Situation gerätst, die dich entblößen könnte, schlägt die Scham, gekoppelt mit Ängsten, erst recht zu. Dein Selbstwert sackt in den Keller. Du denkst dann nicht mehr klar, sondern eng und meist schlecht über dich selbst. Du möchtest am liebsten im Erdboden versinken, und nicht selten errötest du.

Wenn Eltern sich schämen

Schamgefühle haben großen Einfluss auf das eigene Verhalten. Ab dem Moment, wo du nicht mehr nur für dich verantwortlich bist, sondern auch für ein Kind, vergrößert sich die Gefahr, dass du enttarnt werden könntest - und das unkontrollierbar. Dein Kind könnte es sein, welches dich in der Öffentlichkeit bloßstellt. Wie oft denkst du darüber nach, wie andere Menschen deine Leistung als Mutter oder Vater beurteilen?

Wenn Eltern, oder ein Elternteil mit übermäßiger Scham zu kämpfen hat, geht dies oft zu Lasten des eigenen Kindes. In vielen Situationen ist es wichtiger, was Passanten oder Freunde denken könnten, wenn das eigene Kind nicht „funktioniert“. Man möchte schließlich nicht für einen schlechten Vater oder eine schlechte Mutter gehalten werden. Um dies zu verhindern, muss das Kind immer wieder unverzüglich unter Kontrolle gebracht werden. Dazu sind viele Mittel recht: Teilweise wird harsch auf das Kind eingeredet, es wird bestochen, oder mit neuen Regeln konfrontiert. Das Kind darf in diesen Momenten nicht Kind sein, sondern muss die Verantwortung für die Scham des Elternteils übernehmen. So büßt es schnell an Unbeschwertheit und Leichtigkeit ein. Für das Kind in frühen Jahren schon ein enormer Leistungsdruck.

Scham entsteht in der frühen Kindheit…

Scham ist ein sehr tief sitzendes Gefühl und entsteht schon in den ersten Jahren deines Lebens als ein zentrales Gefühl. Meist geht es Hand in Hand mit dem Gefühl der Schuld und Hilflosigkeit. Als Kleinkind bis zum fünften Lebensjahr kannst du Botschaften und Situationen nur mit dem Beziehungsohr wahrnehmen. Das bedeutet: Alles was um dich herum geschieht, kannst du nur mit der Frage abgleichen „Bin ich ok?“. Streiten sich deine Eltern, gibst du automatisch dir die Schuld und du verinnerlichst „Ich bin nicht ok“. Siehst du deine Mutter weinen, verzweifelt, oder ängstlich, wieder die Botschaft an dich „Ich bin nicht ok“.

Der Berg aus Schuld, Hilflosigkeit wächst und du beginnst dich zu schämen, weil du nicht in der Lage bist etwas an der Situation zu ändern, oder an dir, damit sich etwas in deiner Umgebung ändert. Dass dich keine Schuld trifft und du dich nicht schämen bräuchtest, kannst du nicht wissen.

So übernimmt jedes Kind immerzu unbemerkt Verantwortung und verinnerlicht die Gefühle von Schuld und Scham. Hinzu kommt, dass sie ausgerechnet die Dinge und Gefühle deutlich spüren, die man meint gut vor ihnen verbergen zu können. Scham kann, wie jedes andere vorherrschende Gefühl auch, von einem Elternteil als eigenes Gefühl übernommen werden.

… und wird meist noch verstärkt, zum Beispiel während der Pubertät

Krankhafte Scham wird durch mangelnde Zugehörigkeit noch verstärkt. Wenn du als Kind, oder Jugendliche(r) immer wieder in Frage gestellt wurdest, nicht ausreichend Zuspruch oder Anerkennung erhalten hast, oder sogar Hänseleien ausgesetzt warst, wird es dir heute schwer fallen, dich so zu akzeptieren, wie du bist.

Um nicht mehr angreifbar zu sein, versuchst du alles, um anderen zu gefallen. Was du an dir nicht akzeptieren kannst, versteckst, oder verleugnest du. Meist nicht nur vor den anderen, sondern auch vor dir selbst.

Du, deine Rolle und die Scham

Du stehst nicht zu dir. Du bist nicht authentisch. Du lebst eine Vorstellung von dem was andere für liebenswert halten könnten. Wahrscheinlich ist alles besser, als du selbst zu sein. Dies kostet dich sehr viel Energie, denn niemand darf herausfinden, wer oder wie du wirklich bist. Du bist nie ganz zufrieden mit dir selbst. Es gibt immer einen Makel, eine Schwäche, auf die du dich konzentrierst.

Wenn Du dich für dich als Person schämst, verleugnest du einen Teil deiner selbst und übergehst häufig deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Du spielst eine Rolle. Nicht selten lebst du das Leben eines anderen, zum Beispiel deines Partners. So verlierst du immer mehr den Kontakt zu dir selbst, manchmal sogar ganz unbemerkt. Innerer Druck, Burnout und Panikattacken können irgendwann die Antwort darauf sein.

Perfektionismus soll dein Retter sein

Du denkst „Wenn ich perfekt bin, ist endlich alles gut!“. Endlich würdest du keine Angriffsfläche mehr bieten. Da gibt es aber zwei Haken. Erstens: Du selbst bist der Angreifer und würdest immer etwas finden, was du nicht an dir akzeptieren kannst. Zweitens: Kein Mensch ist perfekt, oder wird es sein können.

Du kannst also nur immer wieder an deinem Selbstanspruch scheitern. Gefangen in einem Hamsterrad der Selbstoptimierung, weißt du am Ende wahrscheinlich nicht einmal mehr, wer du überhaupt wirklich bist. Einem Ideal hinterherzurennen ist der Versuch, der Bewertung durch andere zu entkommen. Aber wenn du genauer hinschaust, ist es die Flucht vor dir selbst.

Wenn du dich für Äußerlichkeiten oder Eigenschaften schämst und dich nicht so akzeptieren kannst, wie du bist, fällt dein Urteil immer gnadenlos gegen dich aus.

Die Angst vor dem Erröten

Damit niemand (vielleicht auch nicht einmal du selbst) dein wahres Ich mit all den vermeintlichen Defiziten erkennt, musst du die Kontrolle haben. Und wo übermäßige Kontrolle ist, sorgt ein Gegenpol für die Balance. Dieser Kontrollverlust könnte sich bei dem Thema Scham durch zum Beispiel erröten zeigen. Du fühlst dich ertappt und entblößt, denn Erröten ist ein übler Verräter. Er zeigt deine Angst vor Bewertung und Ablehnung. Dabei bist du es, die sich ablehnt, oder zumindest diesen ungeliebten Teil.

Einmal aufgetreten, macht es sich oftmals selbständig und deine Gedanken beginnen um die Angst vor dem Erröten zu kreisen. Hinter alldem steckt auch wieder dein verletztes inneres Kind und es möchte, dass du dir die Scham anschaust. Es möchte dir sagen „Kümmere dich um mich und schließe endlich diese Lücke zwischen Selbstbild und Fremdbild. Dann kannst du endlich zu dir und zu dem was du tust stehen - du kannst endlich einfach so sein, wie du bist.“

Angst vor Bewertung

Von Generation zu Generation wurde weitergegeben, dass es wichtig sei, was der Nachbar denkt. Du hast schon früh verinnerlicht, dass andere dich beurteilen und du dich anpassen musst, um gemocht zu werden.

Dies kann auch ungesunde Züge annehmen. Wenn du mehr im außen bist, als bei dir selbst und dich nur noch so verhältst, wie es andere von dir erwarten, verdrängst du deine eigenen Bedürfnisse immer mehr, bis du sie vielleicht gar nicht mehr spürst.

Du tust alles, um von anderen akzeptiert und gemocht zu werden. Viel wichtiger ist jedoch, dass du dich endlich akzeptierst und einen guten Kontakt zu dir und deinen Wünschen hast.

Selbstakzeptanz ist die positive Einstellung zu sich selbst. Es ist ein tief sitzendes, friedvolles Gefühl, des beschützt seins. Es gibt dir von innen heraus Sicherheit und Geborgenheit.

Meist ist es jedoch überlagert von schlechten Erfahrungen, die sich als negative Glaubenssätze manifestiert haben - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.

Nur Minderwertigkeit bewertet

Wer viel bewertet und sich mit anderen vergleichen muss, hat große Probleme mit der Selbstakzeptanz. Menschen bewerten nur dann, wenn sie unter einem geringem Selbstwert und daraus resultierender Unsicherheit und Unzufriedenheit leiden. Abwertende Urteile dienen der eigenen Aufwertung und bieten gleichzeitig Schutz vor der Entwertung durch andere. Nur Minderwertigkeit bewertet. Menschen die selbstbestimmt und zufrieden leben, bewerten nicht. Sie sind bei sich und auf das Leben konzentriert.

Steh zu dir selbst

Stell dir bitte einmal die Frage: „Wer bin ich und was möchte ich vom Leben?“

Damit meine ich nicht, wer du gern wärst, was du darstellen möchtest, oder dir auf materieller Ebene wünschst.

Um Selbstbestimmung zu erlangen, musst du erst einmal eine Vorstellung davon bekommen, wer du eigentlich bist und wie deine eigenen tief empfundenen Bedürfnisse aussehen. Dazu musst du im Kontakt mit dir und deinen Emotionen sein. Nur so kannst du echte Zufriedenheit spüren und Unabhängigkeit erlangen. Nur so kannst du dein Leben selbst in die Hand nehmen und bist keine Marionette, geleitet von Fremderwartung und zu hohem Selbstanspruch.

Dich selbst zu lieben und anzunehmen wie du wirklich bist, mit all deinen Schattenseiten, das ist der Grundstein zu einem zufriedenen Leben ohne Scham!
In deinem Leben sollte es um dich gehen und nicht darum, was andere von dir halten könnten.

 

Von meinen eigenen Erfahrungen mit krankhafter Scham, wie sie mich beeinflusste und wie es sich heute ohne sie lebt, berichte ich dir nächsten Sonntag.

Anja

Hallo Welt.

Hallo Welt.

Mein Name ist Anja.

Mit diesem Blog möchte ich über vor allem blockierende Emotionen schreiben. Über deren Ursache und Wirkung, aber auch deren Lösung - die FLOWERING TREE METHODE. 

Ich möchte über die einzelnen Gefühle berichten, was sie mit dir anstellen, warum sie es tun und woher sie stammen. Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Charaktereigenschaften nicht in Stein gemeißelt sind, dass man sie, anders als angenommen, ganz leicht verändern kann. Denn viele Eigenschaften resultieren aus ungelösten Konflikten aus der Kindheit und Jugend. Jeder von uns schleppt unnötigen Ballast aus der Vergangenheit mit sich herum. Was dieser mit dir macht, möchte ich in diesem Blog erklären, damit du deinen Ballast als solchen begreifen und erkennen kannst. Mittels der FLOWERING TREE METHODE können wir ihn dann gemeinsam ganz leicht auflösen. Schonend und nachhaltig!
Es sind keine langen und energieraubenden Umkonditionierungen mehr nötig, die nur mäßigen Erfolg bringen.
Eine Sitzung mit der FLOWERING TREE METHODE löst blockierende Gefühle dauerhaft.

Weiterlesen